Ausstellungsprojekt, Sommer 2001 in Steinhöfel:
Bibliothek im Schloßpark Steinhöfel
2. - 17.6.01
Das Gehäuse einer exzellenten Gutsbibliothek, erbaut von den Schinkel-Vorläufern David und Friedich Gilly gegen Ende des 18. Jahrhunderts. Zeitgemäße Eingriffe von Künstlern, die den Ort und seine mitschwingenden Kontexte ins Visier nehmen. Und ausgewählte alte Bücher aus der Bibliothek, die nach Jahren der Archivierung an anderem Ort zum ersten mal die Stätte wiedersehen, wo sie einst zu Hause waren. Was wird geschehen?
Ein experimentelles Dorffest mit einer Ausstellung zur Lebensgeschichte des Ortes und Musik. Performance und Wanderung in einem der ältesten Landschaftsparks Brandenburgs. Eine Begegnung im Zwischenraum des 'state-of-the-art' von Kunst und Landleben.
Einladungskarte zu Bibliothek im Schloßpark Steinhöfel
Ein Ausstellungsprojekt mit situationsspezifischen Installationen und Interventionen im ländlichen Raum von Bibliothek, Schloßpark und Dorf von Steinhöfel
2.6. - 17. 6. 2001 Öffnungszeit: Freitag- Sonntag (und Pfingstmontag) 11-20 Uhr und nach Vereinbarung
Eröffnung am Samstag, den 2.6. 2001 um 15 Uhr
Teilnehmende Künstler:
Ewa Lowzyl
Michael Kurzwelly
Eva-Maria Schön
Thomas Schulz
Nanaé Suzuki
Begrüßung: Christine Hoffmann (Kuratorin)
Performance "Schwingen" von Thomas Schulz
17 - 18 Uhr Happy Hour, Dorfgaststätte Ulmenhof
Eröffnung der Ausstellung zur Dorfgeschichte
18 Uhr Konzert der Gruppe 'Muzykanci' im Ulmenhof, Internationale Volksmusik und Tanz.
Picknick im Park am 10.6. um 15 Uhr
Picknick im Park und Lesung aus den Beständen der Massowschen Bibliothek am 17.6. um 15 Uhr
Das Projekt wird gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg und das Kulturamt des Landkreises Oder-Spree, und unterstützt durch die Gemeinde Steinhöfel, die St.Marien-Domgemeinde Fürstenwalde, die Brandenburgische Schlösser GmbH, Potsdam, das Studio für elektroakustische Musik der Akademie der Künste, Berlin und den Kunstverein Giannozzo, Berlin.
Christine Hoffmann und Arne Ihm - Lesung am Bibliothekspavillon im Juni 2001
Gelesen wurde aus:
- Philipp Miller
Das englische Gartenbuch
Nürnberg 1751 - Christian Cajus Laurenz Hirschfeld
Theorie der Gartenkunst.
Leipzig 1779-1785 - Christian Oeser
Briefe an eine Jungfrau über die Hauptgegenstände der Ästhetik
Leipzig 1859 - Gottfried Ludolf Grassmann
Über die Anlegung der Hecken und lebendiger Zäune
Berlin 1793 - Johann Nikolaus Martius
Unterricht in der natürlichen Magie, oder zu allerhand belustigenden und nützlichen Kunststücken
Völlig umgearbeitet von Johann Christian Wiegleb
Berlin & Stettin 1779
Das Bibliotheksgebäude im Schloßpark Steinhöfel wurde zwischen 1790 und 1795 nach Plänen von David und Friedrich Gilly errichtet. David Gilly, der Vater, war ein bedeutender Berliner Architekt, der insbesondere durch seine Expertise in der Landbaukunst hervortrat. Im Jahre 1797 erschien sein Handbuch zu diesem Gebiet. Sein früh verstorbener Sohn Friedrich gilt als architektonischer Visionär. Seine Ideen begeisterten vorallem Karl Friedrich Schinkel, der ihm als Freund und Schüler verbunden war.
Nach seiner Fertigstellung wurde dieses Gebäude Heimat einer herausragenden Gutsbibliothek, die von Valentin von Massow angelegt wurde, und in den folgenden 150 Jahren durch die Sammeltätigkeit der von Massows auf über 3800 Bände anwuchs.
Es finden sich darin Standardwerke der Philosophie, Literatur, Geschichte und Politik. Außerdem zahlreiche Werke zu Geographie, Naturwissenschaften, Architektur, Kunst, Gartenbau und Landwirtschaft. Lateinisch, deutsch, englisch, französisch, italienisch, spanisch sind die vertretenen Sprachen - die Gutsbibliothek spiegelt den intellektuellen Radius ihrer kultivierten Besitzer wieder.
Gut und Schloß wurden 1930 von der Familie von Massow verkauft, und die Bücher fanden einen neuen Platz im Demnitzer Gutshaus der Familie. Aus dieser 'Überwinterung‘ wurden sie jäh herausgerissen, als im Sommer 1945 russische Soldaten die Räumung des Hauses befahlen. Die Bücher wurden aus dem Fenster geworfen und sollten allesamt verbrannt werden. Frauen aus dem Dorf mussten sie mit Mistgabeln ins Feuer hieven. Aber die Frau des Dorfpfarrers, Frau Sperling, umging die Anweisung und warf unbeobachtet immer wieder kleine Konvolute in die Büsche. Das Überleben von den etwa 800 Bänden, aus denen die Bibliothek heute besteht, sind ihrem couragierten Einsatz zu verdanken. Die Werke sind äußerst gut erhalten, und stehen als Leihgabe in der Dombibliothek zu Fürstenwalde.
Christian Cajus Laurenz Hirschfeld, Theorie der Gartenkunst, eines der Standardwerke zur Gartenkunst
Zur weiteren Information zwei Bücher der Architekten Gilly:
- David Gilly
Handbuch der Land-Bau-Kunst, vorzüglich in Rücksicht auf die Construction der Wohn- und Wirtschafts-Gebäude für angehende General-Baumeister und Oeconomen
Teil I, Berlin 1797 und Teil II, Berlin 1798 - Friedrich Gilly
Essays zur Architektur
Berlin 1997