Gartenprojekte - Ein Garten auf dem Land?
Der Steinöfeler Garten liegt im Gelände der ortsansässigen Gärtnerei, die an Park und Schloss von Steinhöfel grenzt. Er wurde 2002 von der Architektin Regina Poly gestaltet. Seit 2001 verwirklichen wir Kunstprojekte im östlichen Brandenburg. Die Kunst konzentriert sich auf den Garten als räumliche Schnittstelle, aber greift auch immer wieder über ihn hinaus. Seit 2004 jedes Jahr Frühlingsfest, Sommerfest, Apfelfest und Lange Nacht des Gartens im Garten Steinhöfel.
Braucht es denn mitten auf dem Land noch einen Garten? Brandenburg ist überreich an kultivierter Natur: es gibt Bauerngärten, herrschaftliche Parks und Landschaftsgärten, Streuobstwiesen und Apfelbaumalleen, berankte Mauern und Hecken, hinter denen sich so manche alte Gärtnerei versteckt ... und in Steinhöfel ist ein weiterer Garten entstanden, der all diese Elemente vereinigt und in einen neuen Zusammenhang stellt: ein Garten für zeitgenössische Kunst, ein Ort an dem sich Besucher aus nah und fern bei Festen und Veranstaltungen treffen und austauschen, Natur und Kultur genießen und dabei ein neu aufblühendes regionales Ambiente erleben...
Garten Steinhöfel, Sommer 2005, Fotos: Arne Ihm
"Nichts geschieht in der Stadt, alles geschieht auf dem Land. Die Stadt erzählt nur, was auf dem Land geschehen ist, es ist bereits auf dem Land geschehen..."
(Gertrude Stein)
Eine gewagte Hypothese. Wir begreifen sie als Herausforderung, und laden unsere Gäste ein, zu kommen und nachzuschauen und dabei zu sein bei all dem, was auf dem Land geschieht.
Garten Steinhöfel, Sommer 2005, Fotos: Arne Ihm
Im Gelände der ehemaligen Schloßgärtnerei von Steinhöfel betreibt LandKunstLeben, ein regional ansässiger Kunstverein, seit 2003 einen Garten. Die Gestaltung des 3 ha großen Geländes lehnt sich an die Funktionen und Gegebenheiten des Ortes an. Apfelbaumreihen mit alten Sorten wurden erhalten und ergänzt. Ein Lehrpfad mit Gehölzen entstand entlang der historischen Klinkermauer, und die Beete von Schattengarten, Farbgarten, Bauerngarten und historischem Garten veranschaulichen ökologische und ästhetische Aspekte des Gärtnerischen. Ein wildwachsender Wüstengarten beheimatet Blumen und Gräser aus den Prairien des amerikanischen Südwestens. Die über einen Waldpfad zu erreichende Feldflur wird mit alten Nutzpflanzensorten bestellt. Ein Wildzaun-Labyrinth beherbergt Klettergewächse. Zwischen den Pflanzfeldern und Beeten laden Wege zum Spazieren und Wiesen zum Entspannen und Picknicken ein.
The Steinhöfel Garden, summer 2005, Foto: Teunis van Panhuis
Kunstprojekte in Steinhöfel
Heike Hamann, 2 x Eden, Camera Obscura im Bauwagen, August 2005, Foto: Heike Hamann
Im Kontext mit Dorf, Gemeinde, Landschaft und Region werden Ideen und Konzepte entwickelt. Installationen, Performances und interaktive Prozesse setzen sich mit den vielschichtigen Räumen des Ländlichen, mit seinen Potentialen und Problemen auseinander...
Die Kunst wird hier nicht einfach ab- und ausgestellt, sondern in Beziehung zum Gesamtgefüge entwickelt. Das bereichert die regionale Kultur um eine hochaktuelle Facette, Besucher und Künstler sind gleichermassen herausgefordert, die Idylle intelligent und sinnlich mit zu definieren. Als erste Ausstellung wurde 2001 die "Bibliothek im Schloßpark Steinhöfel" thematisiert (Archiv/Projekte 2001). Dann rückte der Garten ins Blickfeld mit den Ausstellungen "Die Melancholie als GärtnerIn" (2002), "Den Garten im Dorf lassen" (2003) und "Seminarium" (2004). Mit der Ausstellung "Jenseits von Eden" (2005) öffnen sich die Thematiken wieder zum Umraum hin. Die Ausstellung "An die Arbeit" (2006) befragt die Kunst nach konstruktiven Gegenmodellen zur aktuellen Problematik. Im Projekt "Hinterland-Avantgarden" (2007) geht es um die potentielle Rolle von Künstlern bei der Zukunftsgestaltung des ländlichen Raumes und mit der Projektintervention 'Gasthaus Gilly' (2008) wird das Modell eines Kunsthauses, das zugleich ein Denkmal für den visionären Architekten Friedrich Gilly ist, vorgestellt.
In den letzten Jahren wurden zunehmend Projekte initiiert, die die Bewohner der Dörfer und der Gemeinde einbeziehen. Mit Jugendlichen zusammen haben Künstler 2004 eine begehbare Skulptur zum Thema "Panik" realisiert. Die Assoziationen der Jugendlichen und ihre Vorstellungen zur Gestaltung des unmittelbaren Lebensumfelds wurden von den Künstlern als Vorgaben skulptural gewendet. 2005 recherchiert das Oral History Projekt "Geschichten Geschichte werden lassen" 20 Lebensgeschichten von Bürgern der Gemeinde und präsentiert die Ergebnisse als Klanginstallation in einer Apfelbaumallee des Gartens als akustisch-gesprächige "Dorfstrasse". Auf Initiative des Vereins wird ein eigenständiges Kunstprojekt "Perspektiven" realisiert, das die räumlichen und menschlichen Wechselbeziehungen der 12 Dörfer der Großgemeinde untersucht und in eine plastische Form übersetzt.
Die Entwicklung des Steinhöfeler Gartengeländes als Kunstraum wurde durch die europäische Gemeinschaftsinitiative Leader+ gefördert.