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2. Platz beim Brandenburgischer Kunstpreis 2007 für das Bild "Mauerfall" von Anne Peschken und Marek Pisarsky, entstanden im Rahmen des Ausstellungsprojekts an die arbeit, Sommer 2006

Märkische Oderzeitung vom 20.4.2007.

    Frankfurt (Oder) (MOZ) Die Preisträger des Brandenburgischen Kunstpreises 2007 stehen fest. Der von der Märkischen Oderzeitung in Zusammenarbeit mit der Stiftung Schloss Neuhardenberg verliehene Preis für Malerei, Grafik und Plastik wurde von einer achtköpfigen Jury vergeben. Den 1. Preis der unter der Schirmherrschaft von Ministerpräsident Matthias Platzeck stehenden Auszeichnung erhält der in Kleinmachnow lebende Maler Rainer Ehrt für sein Künstlerbuch "Baal", in dem er Brechts Jugenddrama in expressive Bilder umsetzt. Für das Pixelbild "Mauerfall" werden Anne Peschken (Berlin) und Marek Pisarsky (Myslibórz/Polen) mit dem 2. Preis geehrt. Das Werk ist beim Plein­air Landkunstleben in Steinhöfel entstanden und thematisiert den Fall der Berliner Mauer 1989. Der aus Bernau stammende Bildhauer Friedrich B. Henkel erhält den 3. Preis für seine Sandsteinplastik "Ein Lebenslauf", die ein Zeichen für Bewegung darstellt.
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    Nur auf große Distanz hin ist das Bild "Mauerfall" von Anne Peschken und Marek Pisarsky, das mit dem zweiten Preis ausgezeichnet wurde, zu erfassen. Die Künstler sammelten für ihr in Steinhöfel entstandenes Werk bundesweit bemalte Leinwände, die zerrissen und neu zusammengesetzt wurden. Aus der Nähe wirken sie wie ein willkürliches Farbgeflecht. Neun Meter geben die Künstler vor, um die Darstellung ihres Themas gewissermaßen auch aus größerer zeitlicher Distanz wahrnehmen zu können.
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    Über den Brandenburgischen Kunstpreis 2007 befanden: Wolfgang de Bruyn (Kulturamtsleiter Landkreis Oder-Spree), Caroline Gille (Stiftung Schloss Neuhardenberg), Bernd Kauffmann (Stiftung Schloss Neuhardenberg), Joachim Löwer (Deutsche Bundesbank), Frank Mangelsdorf (Märkische Oderzeitung), Christhard-Georg Neubert (Kulturstiftung der ev. Kirche Berlin-Brandenburg), Brigitte Rieger-Jähner (Museum Junge Kunst Frankfurt/Oder), Werner Stötzer (Bildhauer)

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Presse zum Ausstellungsprojekt an die arbeit
August 2006

Berichtet wurde über das Ausstellungsprojekt in der Märkischen Oderzeitung vom 29.8.2006.

An die Arbeit, verehrtes Publikum!

Von Sylvia Schulz

    Steinhöfel. "An die Arbeit" - im besten Sinne dieser sprichwörtlichen Aufforderung - hat sich der Verein LandKunstLeben schon seit mehreren Jahren gemacht. Inzwischen wird die Gärtnerei Steinhöfel immer mehr zum anregenden Gartenkunstwerk der besonderen Art und die regelmäßigen Ausstellungen darin verblüffen immer aufs Neue. Die Künstler des Vereins und ihre Gäste stellen allzu alltägliche Erscheinungen auf äußerst ungewöhnliche Weise dar und machen sie damit einmalig.
    Am Sonntag wurde in Steinhöfel die Ausstellung "An die Arbeit" eröffnet und ob das ein Befehl oder der Titel einer Ode ist, bleibt Interpretation wie die Exponate auch. Es sind diesmal nur wenige. Kommt man vom Dorf und nicht von der Landstraße aus in die Gärtnerei, führt der Weg an schmalen Aussaatbeeten, alten Gewächshäusern und Stapeln von Blumentöpfen vorbei: Verfall und Beginnen als Einstimmung.
    Der Garten, am Sonntag durch weiße Zelte aufgefrischt, ist von einer hohen Mauer umgeben. In eines wird der Besucher geradezu magisch gezogen, über den Pfad durch die kleinen quadratischen Beete, dann zwischen Tischen, Bänken und Verkaufsständen hindurch. Im Zelt findet sich eine Werkstatt oder ein aufgegebenes Atelier.
    Bemalte Leinwände sind über ein Gestell geworfen, andere schon in dünne Streifen gerissen, wieder andere auf einen Webrahmen gespannt. An der Zeltwand hängt ein Bild in großem Format, grob gewebt aus Leinwandstreifen, winzige Quadrate, wie Pixel die Flächen, reizvolle Farbzusammenstellungen, so assoziationsreich wie Computerbilder nun einmal sind. "Globalpixel" heißt diese Installation von Anne Peschken und Marek Pisarski.
    Dazu läuft ein Video über eine Fabrik in Polen, Frauen mit weißen, fest gebundenen Kopftüchern verwerten überschüssige Leinwände. Ein Mann in hellem Anzug erklärt gewissenhaft, auch in die Ukraine seien erste Kontakte geknüpft, alte Kunst werde neue. Ist das nun Realität oder Fiktion?
    Im Bauwagen läuft ein Video, "Annelie Kubicek - Mutter der Luftschiffe" von Judith Siegmund. Weiter den Pfad entlang ist aus alten Türen das Fragment eines Büros angedeutet, davor Löcher in der Erde um einen Erdhaufen herum. Das ist der "Reichtum" umgeben von "Haushaltslöchern" von Rainer Görß: Energiepolitik, Kirche, Medien, Beamte, Gesundheitspolitik erläutert er. Kinder versuchen, ein Erdloch zu stopfen. Es gelingt nicht.
    Das ist das "Umverteilungstheater", die Kinder haben ihren Spaß, wieder soll ein Video entstehen. Im Büro werden Meinungen zu Themen wie Arbeit und Politik oder Arbeit und Vision gesammelt. Am Ende des Pfades das andere weiße Zelt, darin eine Diskussion, jemand spricht über die Probleme der Melioration. Das war es wohl, Spaß, Erstaunen, unbeantwortete Fragen - an die Arbeit also.

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Presse zum Ausstellungsprojekt "Geschichten Geschichte werden lassen"
Herbst 2005

Berichtet wurde über das Ausstellungsprojekt in der Märkischen Oderzeitung vom 15.9.2005.

Erlebte Geschichte(n)

Von Regina Mattern

    Steinhöfel. Seit Januar haben sich Ruth Kümmerle und der holländische Künstler Teunis van Panhuis mit dem von der EU geförderten Projekt des Vereins Landkunstleben "Geschichten Geschichte werden lassen" beschäftigt. Entstanden sind Dokumentationen zu Erlebnissen von Menschen in und um Steinhöfel.
    Steinhöfeler, Buchholzer, aber auch Fürstenwalder und Berkenbrücker haben sich im Rahmen dieses Projekts bereit gefunden, aus ihrem Leben zu erzählen. Die Geschichten wurden auf CD aufgenommen, dazu Fotos geschossen. "Anliegen des Projektes ist, die lokale Identität zu fördern, kulturelles Erbe und Erinnerungen festzuhalten, und das unter Einbeziehung der Einwohner", erläutert Ruth Kümmerle. In einer Ausstellung im Schlossgarten von Steinhöfel kann das Ergebnis der monatelangen Arbeit besichtigt und gehört werden.
    Ein Teil der Ausstellung ist eine Klanginstallation. Die Interviewpartner konnten sich im Schlossgarten einen Baum aussuchen, an dem eine Lautsprecherbox hängt, aus der ihre Erinnerungen und Erlebnisse zu hören sind. Geht man durch die Allee, entsteht der Eindruck, Dorfgeflüster sei zu hören. Zum anderen sind an mehreren Tischen die CD ausgelegt und können abgehört werden. Dazu liegen auch bildliche Dokumentationen aus.
    Die Erlebnisse und Geschichten sind so unterschiedlich, wie die Interviewpartner. Ortsbürgermeister Lutz Böhme beispielsweise erzählt unter anderem von Erlebnissen, die er als Fleischer gemacht hat, Magda Schmidt erinnerte sich daran, dass in den Gasthof Ulmenhof vor vielen Jahren ein Elefant geführt wurde, Wolfgang Kirsch wusste zu berichten, dass es in Steinhöfel einst Hechte gab. Jeder der Erzähler hat mehrere Geschichten zum besten gegeben, die unterschiedlichsten Themen spielen dabei eine Rolle. Sie reichen vom Ende des Krieges, über Erlebtes in der DDR, vom Naturschutz bis zum Sport.
    ...
    Was wird nun mit dem gesammelten Material? "Als nächstes werden wir an einer Auswahl arbeiten, die wir dann als Doppel-CD und Textbroschüre anbieten wollen", sagt Ruth Kümmerle. Sie ist sich dabei schon bewusst, dass das eine sehr schwierige Aufgabe ist. "Was kann man weglassen, was nicht? Es soll ja eine runde Sache werden."

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Presse zum Ausstellungsprojekt "jenseits von eden"
Sommer 2005

Berichtet wurde über das Ausstellungsprojekt in der Märkischen Oderzeitung vom 31.8.2005.

Klang, Licht und Sinnlichkeit in der Schlossgärtnerei

    Steinhöfel. Gleich doppelt ist der Garten auf der Leinwand zu sehen, Bäume, Büsche, Blumen. Der blaue Himmel jedoch wölbt sich nicht darüber, sondern darunter - das Bild steht Kopf. Besonders skurril wird das, wenn in der Tiefe der Spiegelung, dort, wo die Landstraße den kleinen Ort Steinhöfel (bei Fürstenwalde/Oder-Spree) wieder verlässt, ein Auto vorbei fährt. "Zweimal Eden" hat Heike Hamann ihre Installation genannt, eine Camera Obscura, montiert in einem alten Bauwagen. Durch schwere Vorhänge vom Tageslicht getrennt, kann man dort in meditativer Atmosphäre die Welt draußen aus ganz neuen Blickwinkeln betrachten.
    Hamanns Sicht auf das Paradies ist eine der Arbeiten von insgesamt zehn internationalen Künstlern, die derzeit in der alten Schlossgärtnerei Steinhöfel zu sehen sind. Bereits zum wiederholten Mal hatte der 2003 gegründete Verein Landkunstleben, der das Areal bewirtschaftet, eingeladen, sich vom Ort inspirieren zu lassen - in diesem Jahr unter dem Motto "Jenseits von Eden".
    Dabei fühlt sich, wer über das insgesamt drei Hektar große Gelände schlendert, inmitten von Obstbäumen und Prärie-Blumenwiese gar nicht so weit von Eden entfernt. Ellen Rothenberg scheint dennoch orientierungslos: In alle Richtungen zeigen die Pfeile, die sie unter dem Titel "Direction East" an die Steinmauer geschraubt hat. Gleich daneben lädt Ulla Klein mit ihrem "Brückenglied", einer blauen Treppe, die an den Steinen emporklettert, zum voyeuristischen Blick in Nachbars Garten ein. Und Jörg Schlinke überrascht unter dem Titel "Wildpark" mit einem am Waldrand platzierten Hirsch, der Wolfsgeheul ausstößt.
    "Wir wollten hier keinen Skulpturenpfad anlegen", erklärt Projektleiterin Christine Hoffmann das Prinzip. "Uns geht es eher um Installationen, die einen Kontextbezug haben, wechselnde Arbeiten mit Klang, Licht und einer bestimmten Sinnlichkeit." Dazu gehört auch, das sich die Kunstwerke möglichst zurückhaltend in die Umgebung einfügen. Dem Verein nämlich geht es nicht nur darum, kulturelle Events und bildende Kunst in den ländlichen Raum zu integrieren. Der Garten selbst ist und bleibt das Zentrum aller Aktivitäten. In mehreren Themengärten kann der Besucher zum Beispiel Bekanntschaft mit Pflanzen schließen, die besonders gut im Schatten gedeihen, lernen, was alles zu einem richtigen Bauerngarten gehört oder etwas über die Geschichte historischer Pflanzen erfahren. Um den Garten als Ort der Kommunikation wieder mehr ins Bewusstsein zu rücken, gehen die "Landkünstler" auch immer wieder den Weg ins Dorf selbst, laden zu Festen (Apfelfest: 25.9., 14 Uhr) oder zu Pflanzentauschaktionen.
    Im jüngsten Projekt von Ruth Kümmerle und Teunis van Panhuis geht es sogar ganz konkret um die Gemeinden Steinhöfel und Buchholz. Unter dem Motto "Geschichten Geschichte werden lassen" wurden 20 Einwohner nach ihren Erinnerungen befragt. Das Ergebnis sind mehr als 200 Geschichten, die man ab Sonntag (14 Uhr) an Audio-Stationen im Schlossgarten hören kann.
    Bis 25.9., geöffnet Sa/So 12- 18 Uhr; Lesung mit Angela Kiefer-Hofmann aus "Niemandszeit", 18.9., 15 Uhr

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Presse zum Ausstellungsprojekt "Seminarium"
Sommer 2004

Berichtet wurde über das Ausstellungsprojekt in der Märkischen Oderzeitung vom 24.8.2004.

Die Kraft aus Wachsen und Vergehen
In der Schlossgärtnerei Steinhöfel treffen sich Kunst und Natur in einer Ausstellung

Von Silvia Schulz

    Steinhöfel. Eine alte Backsteinmauer umfasst die Schlossgärtnerei von Steinhöfel (Oder-Spree). Ihre Steine sind meist verwittert, doch das Ziegelrot ist ein sicherer Rahmen. Ein Garten braucht eine Begrenzung, wenigstens einen Zaun, wird später gesagt. Am Sonntagnachmittag standen die Tore offen. Jeder war zur Eröffnung der Ausstellung "Seminarium / Pflanzschule" eingeladen, ob Einwohner der nahen Orte, ob Künstler, ob Staatssekretär. Und alle kamen.

    Der Verein LandKunstLeben ist hier dabei, einen Künstlergarten zu schaffen. Einen Ort, wo sich Kunst und Natur treffen, sich ergänzen oder korrigieren. Seine Ausstellungen zeigen ungewöhnliche Objekte, die ihre Kraft aus Formenreichtum, Wachsen und Vergehen ziehen. Muster, die einen Garten zum Modell einer idealen Welt machen können. Denn der "Besucher kann sein, wie der Garten ihn stimmt." Betritt er den in Steinhöfel durch das große Tor zur Straße nach Fürstenwalde, wird er von einem leuchtenden Blumenfeld angezogen. Jetzt im Spätsommer beherrscht von tiefem Gelb, brennendem Orange, überragt von braunen, wie verdorrt anmutenden Stängeln. Die Erde darunter scheint grau und löchrig, durchzogen von Gräben oder niedrigen Wällen, besetzt mit Granitsteinen.

    Die Spuren des Menschen sind nicht zu übersehen, überall zwischen Pflanzen und Steinen bedecken Papierstreifen die Erde, inzwischen verwaschen, fast eins geworden mit der Natur. "Prairie garden" heißt die gärtnerische Anlage von Rick Phelps, erinnert an Nordamerika, an Indianer und Kinderträume, an die karge Schönheit der Prärie und ihre Gefährdung.

    Margaret Raspé holt mit "Sternbildspiegelung" den Nachthimmel auf die Erde. Silberne Kugeln in einem wilden Beet spiegeln die Konstellation der Sterne über uns. Gruppiert um eine blaue - den Nordstern. Katharina Schnitzler nennt ihre Installation "Naturschutz, Landminen und andere Gewächse". Unbewusst vorsichtig geht der Besucher über die Holzstege, betrachtet die heiteren Zeichnungen, die an Pflöcken hängen. Nah unter seinen Füßen die Natur, die vielleicht explodieren könnte. Eine Klanginstallation, das "Picnic" als Performance, "Apfelbäume in Balance", das "Boot" mit kuschelweißem Bettzeug auf grüner Entengrütze regen Phantasie, Assoziationen oder Widerspruch weiter an. Die von Margaret Raspé ausgegrabene Medaille der ehemaligen Kreisjugendspartakiade wurde Robert Abts für seine organisatorische Arbiet umgehängt. Eine Installation der besonderen Art, Gärten können vergangene Träume bewahren.

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Presse zum Ausstellungsprojekt "Den Garten im Dorf lassen?"
Sommer 2003

Berichtet wurde über das Ausstellungsprojekt in der Märkischen Oderzeitung vom 4.9.2003.

Natur als Kunst, Kunst als Natur
In Steinhöfel soll in den nächsten Jahren ein Kunstlehrgarten entstehen /
Symposium und Ausstellung

Von Silvia Schulz

    Steinhöfel. Erde, Landschaft, Pflanzen - der Mensch lebt mit und in der Natur, selbst in den Großstädten. Der Garten ist eine seiner urwüchsigsten Gestaltungs- und Existenzmöglichkeiten, vereint Schönheit und Nutzen auf überschaubarem Raum. So scheint das Vorhaben eines "global village garden", eines globalen Dorfgartens, zunächst ein Widerspruch in sich selbst zu sein.

    Im Dorf Steinhöfel bei Fürstenwalde wird ein solcher Garten in den nächsten Jahren entstehen, ein "Kunstlehrgarten" dank des kreativen Vereins "LandKunstLeben" und seiner Kuratorin Christine Hoffmann. Natur und Kunst können hier im Zusammenspiel oder Gegensatz betrachtet und erlebt werden. Nach den vorbereitenden Aktivitäten der letzten beiden Jahre, spielerischen Performances und der erstaunlichen Ausstellung "die Melancholie als Gärtnerin" wurde es nun Ernst und spannend: Die Bürgermeisterin von Steinhöfel tat am Sonntagnachmittag auf dem Gelände der ehemaligen Schloßgärtnerei den ersten Spatenstich.

    Es war ein symbolischer, denn ein Garten ist ein Prozess, wie jede Landschaft. Er verändert sich, wird vielleicht jahrelang nicht wahrgenommen, braucht Zeit. Wer ihn anlegt, muß seine Blütezeit nicht erleben. Die These der portugiesischen Landschaftsarchitektin Claudia Taborda, die auf dem vorangegangenen dreitägigen Symposium diskutiert wurde, bekommt in Steinhöfel besonders eindringlich Gestalt.

    Schloß und Park, der Ausblick auf die alten riesigen Platanen, die weiten grünen Flächen und dagegen die aufgeworfene Erde, die Reste der Wilden Gärtnerei, die einen neuen Anfang versprechen. Bedeutende Künstler, Architekten, Wissenschaftler aus den USA über Kroatien bis zum nahen "atelier havelblick" lockten diese Aufgabe und das aktuelle Thema ins Dorf. Sie stellten ihre Arbeit, Erkenntnisse und Projekte vor. "Globalisierung ist Miniaturisierung" warnte beispielsweise der Philosoph Philippe Nys aus Frankreich anhand von Bildbeispielen: Historische Gärten in Landschaften, die Erde als Spielball der Mächtigen, ein Flußdelta, das in einer Weltraumaufnahme durch die NASA wie ein winziger Spritzer wirkt.

    Für Steinhöfel wird der globale "Kunstlehrgarten" eine Chance sein: In einem leeren Folientunnel hängen die Pläne für die künftige Gartenanlage, erste Objekte der aktuellen Ausstellung zeigen Natur als Kunst, Kunst als Natur und vielleicht den Weg dorthin. Schneeige Landschafts-"Lichtstelen" von Regina Poly in der Schloßbibliothek, darunter im dunklen Keller die "flora non grata" der Schweizer Künstlerin Ruth Handschin. Sacht leuchtende Blätter von Unkräutern, die im Schloßpark wachsen: Vergrößert und geordnet gleichen sie geheimnisvollen Zeichen einer Beschwörung. Steven Badgett (Simparch) aus den USA, bekannt von der documenta, baute am Rande der Gärtnerei noch an seinem "Holzweg". Leicht ansteigend führt er im Zickzack in die wilden Bäume und Büsche, in die Natur und vielleicht weiter.

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Presse zum Melancholieprojekt, September 2002

Berichtet wurde über das Melancholieprojekt in der Märkischen Oderzeitung vom 11.9.2002.

Auszug aus dem Artikel von Silvia Schulz:
Das Wunder von Steinhöfel / Ungewöhnliche Ausstellung verbindet Kunst und Landleben

    "Ein malerisches Dorf im östlichen Brandenburg: Steinhöfel. Auf den ersten Blick und sogar auf den zweiten. Alle Wege führen zum Schloß und seinem Park, beide werden gerade restauriert. Doch am Samstagnachmittag gingen viele Leute den sandigen Schloßweg in die entgegengesetzte Richtung. An der langen roten Ziegelsteinmauer des Gartenbaubetriebes Schmidt zurück bis zum weit geöffneten grünen Holztor. Dahinter auf einladenden weißen Tischtüchern, Pflaumenkuchen, Sektgläser und wenige Meter daneben Holzbänke und -tische, geschmückt mit Tontöpfen samt Selleriekraut: Der Verein "LandKunstLeben" eröffnete seine Ausstellung "Die Melancholie als GärtnerIn".

    Sogar der Landrat war gekommen und die Kuratorin Christine Hoffmann sprach von einer "Idee, aus der Ruhe geboren", wie bei Dichtern wie Beckett oder Kafka nachzulesen. Die suchten sich zwar mit Gartenarbeit abzulenken oder anzuregen, ahnten meist aber die tragische oder komische Aussichtslosigkeit. Wo denn ist Wachsen und Vergehen, Leben und Tod, besser zu verfolgen als im eigenen Garten, wo liegt Schwermut, Freude und Spaß so nah beieinander! Auf dem weiten Gelände der Gärtnerei warten zehn Arbeiten von Künstlern zu diesem Thema auf Entdeckung. Poetische Bilder aus der Wirklichkeit. Jeder Besucher braucht sämtliche Sinne, Phantasie, Hoffnung und den offenen Blick. Denn über all dem - über den Besuchern, den alten Gewächshäusern, den stillen Maschinen, über erdigen Beeten und den von üppigen Grün bedeckten, über knorrigen Apfelbäumen steht auf sehr hohem Stahlmast im Oval das Wort "Wunder", eine Neonskulptur von Jörg Schlinke.

    Susken Rosenthal stellt im Gewächshaus pinkfarbene Tonformen aus, doch schon entdeckt der neugierige Gartenwanderer das nächste Wunder. An einer Wand lehnt ein Mann im grauen Anzug, stützt sich nur mit der linken Hand ab, aber schwebt dabei anderthalb Meter über der Erde. Klassisch das Standbein, gekonnt gedreht das Spielbein, der Mann redet freundlich mit den Leuten unter ihm. Er ist ganz entspannt und lässig, es muß eine Lust sein, so zu schweben und es fällt schwer sich von seinem Anblick zu trennen, von Johan Lorbeer und seiner "still live performance TARZAN". Weiter geht es durch Reihen von Apfelbäumen, vorbei an Ogar Grafes "Mittagsbildern und Überreste(n) von Baumverehrung". Gegenüber einer der vielen Liegestühle, die überall verteilt sind. Sie sind aus dunklem Holz, bezogen mit weißem Stoff, oben Wörter eingestickt wie "Herbst-Laub" oder "Luft-Zug", Arbeiten von Norbert Radermacher.

    Im rostigen Bauwagen stapeln sich hunderte von verwitterten Blumentöpfen, aus manchen lugen farbige Fotos. Augen von Tieren und Menschen, Pflanzenköpfe, Naturstrukturen: Miro Zahras "Exkursionsflora". Darüber, durch die Büsche des Gartenreichs klingen seltsame Töne, exotische und alltägliche Stimmen, Löwengebrüll, Papageiengezeter, eine Klanginstallation des Hans Peter Kuhn bis zu "Pücklers Pyramidenplantage" von Hannes Forster. Fünf sehr exakte flache Gebilde wachsen dort, vorsichtig mit Gras umgeben wirken sie einsam und verlassen auf dem blanken Erdfeld. Zurück führt der Weg am toten Baum vorbei, der von Robert Abts mit unzähligen in Wachs getauchten Birnblättern an weißen Fäden wie zum Weihnachtsfest auffällig getarnt wurde.

    Die "Fünfzehn Meter Zeit" vom gleichen Künstler, eben 15 Meter Tontopf an Tontopf in drei langen Reihen, mit Filzschildern, Datum und Wörtern versehen. Der erste Tag ist der 23.5.2002 und heißt "Lust" der letzte, der 8.9. "Ende", dazwischen "schnurstracks" oder "Verwirrung". In die Töpfe wurde Hafer gesät. Erst helle Spitzen, grünes, saftiges Gewirr, vertrocknetes Heu: Die Zeit hinterläßt ihre Spuren. Inzwischen sind unmerklich fast zwei Stunden vergangen, die Wanderer kehren zu den Holztischen zurück, davor spielt die Klesmergruppe "Aufwind". Fröhliche und schwermütige Klänge durchziehen wieder den Garten, das Dorf und das Schloß."

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Presse zum Bibliotheksprojekt, Juni 2001

Berichtet wurde über die Ausstellung in der Märkischen Oderzeitung sowie im ORB in 'Brandenburg Aktuell' am 2.6. 2001.

Auszüge aus zwei Artikeln im Amtsblatt des Amtes Steinhöfel/Heinersdorf 'Der falsche Waldemar' 7/2001:

    "Die Ausführungen von Herrn Steffen, der als Vertretung des Landrats gekommen war, und von Frau Hoffmann haben uns sehr gut zu dem Ziel dieser Ausstellung und zu einem Gefühl für die kulturelle Bedeutung dieses Hauses geführt. Erstaunlich viele Besucher, auch aus anderen Gemeinden, waren der Einladung zur Eröffnung gefolgt...Der Rahmen der Ausstellung war so kreativ und liebevoll vorbereitet, daß wir Einheimischen und viele Gäste den Tag - trotz unbeständigen Wetters - nur als Erfolg werten konnten...." Edeltraut Nikolai

    zur Arbeit von Michael Kurzwelly schreibt Wolfgang Funke:
    "Von einem eher wehmütigen 'Früher war alles besser' bis zum 'Auf unseren Fußballverein sind wir mächtig stolz' reichten die Aussagen (auf den im Dorf verstreuten Texttafeln). Erst die Summe alles Gesagten vermittelt ein Bild darüber, wie weit sich die Einwohner mit ihrer 600 Jahre alten Gemeinde identifizieren, sie mit ihren Sehenswürdigkeiten, ihrer Schlichtheit, ihren Mängeln und Schwächen angenommen haben oder sie verwünschen.
    'Was soll der Blödsinn' oder 'Erklär mir doch mal einer, was Kunst ist!' waren erste Reaktionen, die ich nach dem Pfingstwochenende aufschnappte.
    Wenn Kunst Menschen zum Nachdenken anregen soll, dann zeigen diese beiden Äußerungen doch eigentlich, daß das Experiment Steinhöfel in gewisser Weise funktioniert."

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Presse zum Tischkonzert von Rolf Langebartels, Februar 2002

Berichtet wurde über das Tischkonzert in der Märkischen Oderzeitung vom 12.02.2002.

Auszug aus dem Artikel von Silvia Schulz:

    "Die Spieler am Tisch waren ganz unterschiedlich, jung und älter, zwei Frauen, ein Japaner, ein Pole und der Künstler Norbert Radermacher selbst, an der silbernen Posaune dessen Sohn. Auch Rolf Langebartels, Erfinder des Tischkonzertes setzte sich. Unter dem schwarzen Tuch kamen mehrere glänzende Tischglocken zum Vorschein. Es ist ein Spiel für mehrere Personen, vielleicht so etwas wie Mensch ärgere dich nicht, steht in Langebartels Spielbeschreibung. Und ähnlich einfach sind auch die Regeln, allerdings wird sich kaum jemand ärgern. Auf dem Bildschirm erscheinen große Ziffern von eins bis neun, wem die jeweilige Ziffer zugeordnet ist, der bimmelt, tönt, schlägt oder gibt andere Geräusche von sich, bis seine Ziffer erlöscht. Erscheint das Wort "Stille", schweigen alle, bis wieder Zahlen zu sehen sind. Es gibt Soli und Duette, Arien und Rezitative, sogar einen vollen Neunerchor. Programmiert hat den Computer Rolf Langebartels, aber die Ziffernfolge ist Zufall.

    Verrückt, sagt sicher so mancher, aber das Spiel macht Spaß, Zuhörern und Spielern gleichermaßen, schult das Hörvermögen, fordert Kreativität und Einfallsreichtum: Musik aus dem Nichts, jenseits von Gut oder Schlecht, von der Technik dirigiert, vom Menschen gemacht. Da bimmelten Glocken, hustete nicht nur die Posaune, sang es "habe Waasser zu verkaaaufen". Norbert Radermacher ließ Bälle auf Tamburins springen, wenn er dran war. Sogar ein Clown schminkte sich und trötete, schließlich war Fasching. Auch eine elektrische Zahnbürste kam zum Einsatz, japanisch wurde das Französisch-Deutsche Wörterbuch zusammengeschlagen. Manchmal war es spannend, manchmal komisch, ein richtiges Konzert eben und ein kleines Abenteuer dazu."

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